Saarbrücker Zeitung berichtet über Projekt "Parkinson online und digital"

Prof. Dr. Spiegel im Interview 

Homburg Corona-Beschränkungen treffen viele Menschen hart. Zum Beispiel auch Parkinson-Patienten, die ihre Gymnastik nicht mehr machen können und viele Fragen haben. Deshalb gibt es jetzt "Parkinson-online" mit Professor Spiegel. Teilen Tweeten Weiterleiten Drucken Von Thorsten Wolf Was haben oder hatten der Schauspieler Michael J. Fox, der Maler Salvador Dali und der Boxer Muhammad Ali gemeinsam? Sie alle leiden oder litten an Parkinson.

Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Typische Symptome sind Bewegungsstörungen und Bewegungsverlangsamung, steife Muskeln, Zittern sowie eine instabile Körperhaltung. Im Saarland gibt es rund 12?000 Betroffene.

Eine der Anlaufstationen für Erkrankte ist das Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg. Dort ist Professor Jörg Spiegel gemeinsam mit Kollegen in der Parkinson-Ambulanz der Neurologischen Klinik aktiv. In dieser Woche hatte Spiegel in dieser Funktion einen ganz besonderen Auftritt - vor der Kamera eines Teams des Parkinson-Kompetenz-Zentrum (PKZ) des Roten Kreuzes im Saarland mit Sitz in Dudweiler. Und dieser Online-Video-Dreh hatte, wie so vieles in den zurückliegenden Monaten, seinen Grund in der Corona-Pandemie.

Info

Web-Angebot zum Thema Parkinson Das Parkinson-Kompetenz-Zentrum (PKZ) des Roten Kreuzes im Saarland bietet auf seiner Internetseite parkinsonzentrum.drk.saarland und bedingt durch die Corona-Krise und die damit verbundene Unmöglichkeit von Präsenz-Angeboten eine Reihe von Videos an. Diese geben derzeit vor allem Hinweise zu nötigen Gymnastik-Übungen, werden nun aber auch durch ein Vortrags-Video von Professor Jörg Spiegel von der Parkinson-Ambulanz der Neurologischen Klinik des UKS ergänzt.

"Aufgrund der Corona-Krise mussten wir alle unsere Veranstaltungen der Selbsthilfe- und Gymnastikgruppen sowie unsere Vortragsreihe 'Parkinson im Gespräch' absagen", so Martin Erbelding, nebenberuflicher Geschäftsführer der DRK-Trägergesellschaft für soziale Einrichtungen als Träger des PKZ. "Daraufhin haben wir uns überlegt, wie unsere Parkinson-Betroffenen trotzdem ihre Gymnastik-Übungen machen können, einen Vortrag hören und Fragen stellen können an unsere Fachreferenten." Als Ergebnis habe man das Projekt "Parkinson Online" ins Leben gerufen - mit Video-Angeboten zu Gymnastik und eben auch Vorträgen mit Fragen/Antworten. "Heute sind wir deswegen bei Professor Jörg Spiegel. Er hat sich bereiterklärt, einen Vortrag online zu stellen. Wir nehmen das auf und stellen das dann ins Internet."

Interview Friedrich-Wilhelm Mehrhoff :

"Parkinson ist die neue Volkskrankheit" Hintergrund dieser Aktion, so Erbelding, sei einer der Aufträge des PKZ, namentlich dieses Krankheitsbild bekannter zu machen "und in die Öffentlichkeit zu bringen". Erbelding machte da deutlich, dass Parkinson nie wirklich flächendeckend in den Köpfen der Menschen gewesen sei. "Parkinson ist genauso eine neurologische Erkrankung wie Demenz. Über Demenz redet jeder, über Parkinson niemand."

"Mit dem Weg nach außen in die Öffentlichkeit solle erreicht werden, auch Politiker dazu zu bringen, sich stärker mit diesem Thema zu befassen. Die sei dabei kein Kampf gegen Windmühlenflügel, tatsächlich unterstütze das saarländische Gesundheitsministerium das PKZ schon seit fünf Jahren mit 12.000 Euro jährlich, "und da sind wir schon sehr zufrieden damit. Es ist aber schwer, das Thema an die Menschen heranzubringen". Bei denen sei Parkinson die "Zitterkrankheit". Und dieses Krankheitsbild führe oft dazu, dass Betroffene sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen.

Innerhalb dieses Gesamtbildes war es am Montag das Anliegen von Jörg Spiegel, in Zeiten der Corona-bedingten Unmöglichkeit von Präsenz-Angeboten des PKZ Betroffenen mit Antworten auf zahlreiche Fragen ein paar Informationen, Hinweise und Hilfen zur Seite zu stehen.

Den Überblick über die Aufzeichungssituation hatte dabei Sabine Markens, die Leiterin des PKZ.

Welchen Fragen durfte sich Jörg Spiegel nun vor der Kamera konkret stellen? Natürlich ging es auch da um Corona und die Auswirkungen, die das Virus auf die Versorgung von Erkrankten habe.

"Eine sehr ungünstige Auswirkung", gestand Spiegel ein. "Es fanden nur sehr wenige, persönliche Patientenkontakte statt. Das hat sich mittlerweile wieder normalisiert. Es fanden kaum Anwendungen statt, Ergotherapie und Physiotherapie fielen aufgrund der Kontaktbeschränkungen aus. Und ich musste die Erfahrung machen, dass die Abwesenheit solcher Anwendungen sich erheblich negativ auf den Gesundheitszustand der Patienten ausgewirkt hat."

Im Katalog der Fragen, die Spiegel für das Online-Video beantwortete, fand sich natürlich auch die nach neuen Therapien.

"In den vergangenen Jahren ist da eine gewisse Stagnation eingetreten." Er könne aber versichern, so Spiegel, dass man an "sehr vielversprechenden Therapien arbeitet, die zum ersten Mal auch kausal die Krankheit behandeln."

Zum Hintergrund:

derzeit besteht bei der als unheilbar eingeordneten Krankheit nur die Möglichkeit, die Symptome zu bekämpfen. Laut Spiegel gebe es für die ursächliche Behandlung nun aber "mehrere Kandidaten. Es ist nun eine Frage der Zeit und des Glücks, wann eine dieser Substanzen dann auch am Patienten erfolgreich ist. Ich bin sicher, dass da in den nächsten Jahren ein Durchbruch geschafft wird."

 

Zum Vortrag:

http://parkinsonzentrum.drk.saarland/index.php?id=164