Hoffnung in Dudweiler auf Sonderregelungen

Besuchsverbote können Heimbewohner belasten - Videobotschaften können helfen

Hildegard Rothfuchs erhält eine Videobotschaft von Ihrem Sohn

Besuchsverbote können Heimbewohner belasten  - DRK-Sozialzentrum setzt auf moderne Kommunikationsmittel – Hoffnung auf Sonderregelungen

Seit Mitte März 2020 gilt ein Besuchsverbot in den saarländischen Pflegeheimen und damit auch in dem DRK-Sozialzentrum, Am Markt in Saarbrücken-Dudweiler, um die hochbetagten und häufig vorerkrankten Bewohner vor einer Ansteckung mit Covid-19 zu schützen. Neben den ganz praktischen Problemen bringt diese Regelung auch zahlreiche menschliche Fragen mit sich: Ist der Schutz vor einer Infektion höher zu gewichten als der Erhalt sozialer Kontakte? Und welche Sorgen haben die Heimbewohner?

„Für viele unserer Bewohnerinnen und Bewohner“, so Sandra Strassel, Pflegedienstleiterin des DRK-Sozialzentrums, Am Markt „ist der Besuch von Angehörigen der Höhepunkt des Tages oder der Woche. Wenn sie keinen Besuch mehr bekommen, sich nicht mehr mit Ihren Angehörigen persönlich unterhalten, sie fest umarmen und drücken können, trifft sie das hart“, erläutert Strassel.

Deshalb wurde seitens der Geschäftsführung der DRK-Saarland Trägergesellschaft für soziale Einrichtungen mbH, die Träger des Sozialzentrums in Dudweiler ist, sehr schnell entschieden, moderne Kommunikationsmittel für die Bewohner und Bewohnerinnen zu beschaffen, wenn sie schon auf die Umarmungen und die Wangenküsse verzichten müssen.

Die 93-jährige Bewohnerin Hildegardt Rothfuchs, die schon seit 9 Jahren in der Einrichtung wohnt, kennt die Handytelefonnummer Ihres Sohnes auswendig und nutzt jetzt die Möglichkeit mit Ihrem Sohn per Videotelefonie zu sprechen und ihn zu sehen. „Es ist zwar nicht das gleiche Gefühl, das ich habe, wenn er mich besucht, aber ich kann ihn wenigstens sehen“, so Rothfuchs. Heute ist es 7 Wochen her, dass sie ihn zuletzt in Dudweiler umarmen konnte. Maria Feil aus Rehlingen-Siersburg und mit 85 Jahren seit 3 Jahren in Dudweiler, vermisst ebenfalls die wöchentlichen Besuche ihrer Angehörigen. „Besonders schmerzhaft, war, dass ich nicht persönlich meiner Enkelin zu ihrem Geburtstag gratulieren und sie drücken konnte, da er in die Zeit der Besuchssperre fiel“, sagt Maria Feil. „Ich bin aber tapfer, da es zum Schutz aller ist und die Mitarbeiter kümmern sich  sehr um uns “, so Feil. „Wenn alles vorbei ist, dann  machen wir für alle ein Fest“, das ist der Wunsch von der Bewohnerin.          

 „Seitens der Träger von stationären Pflegeeinrichtungen und auf Ministeriumsebene“, so DRK-Geschäftsführer und Heimleiter Theo Schwarz, „wird derzeit darüber nachgedacht, über die Kommunikation mit diesen neuen Medien hinausgehend, persönliche Begegnungen wie Balkongespräche, Gespräche im Freien (auf Abstand, ohne Körperkontakt, mit Maske), Gespräche in einem speziellen Besuchszimmer, in dem die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden können, als Sonderregelung einzuführen“. Maximal könnte dabei ein registrierter Besucher pro Bewohner und Tag für längstens eine Stunde zu Besuch kommen unter Einhaltung geeigneter Schutzmaßnahmen“, so Schwarz. Die Sehnsucht nach körperlicher Nähe kann mit diesen Besuchen auf Distanz nicht gestillt werden. Aber die Bewohner und Angehörigen können sich sehen und miteinander reden. Damit könnte man dem großen Problem der Einsamkeit von Senioren und Seniorinnen in der jetzigen Situation wiederum ein Stück weiter entgegenwirken. Die Einsamkeit belaste nicht nur die Psyche von zahlreichen Senioren und Seniorinnen, sondern sie kann auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Gerade Demente können diese Situation nicht verstehen. „Hinsichtlich der notwendigen Hygienemaßnahmen“, so Hygienebeauftragte Sabine Markens vom DRK-Sozialzentrum, „sind wir auf alles bestens vorbereitet, sollte es zu Ausnahmeregelungen kommen“.