Ein deutsch-luxemburgisches Forscher-Team vom Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) der Universität Luxemburg und der Universität des Saarlandes erhält den zweiten Preis im Wettbewerb „Exzellenznetze in der Großregion“. Die Jury des interregionalen Wissenschaftspreises zeichnet damit ein Projekt aus, in dem mit Hilfe so genannter Biomarker neue Wege zur Früherkennung der Parkinson-Krankheit gebahnt werden sollen.
Interregionaler Wissenschaftspreis
Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, die von der SaarLB gestiftet werden. „Wir freuen uns sehr über diese besondere Würdigung unserer Arbeit“, sagt Prof. Rejko Krüger, Leiter der Clinical & Experimental Neuroscience Gruppe am LCSB und einer der ausgezeichneten Forscher: „Sie unterstützt zum einen wirkungsvoll unsere Arbeit. Der Preis kann den Menschen in der Großregion aber auch deutlich machen, dass wir hier über Ländergrenzen hinweg für die Patienten konkrete medizinische Fortschritte erzielen.“
Der interregionale Wissenschaftspreis ist 2003 mit dem Ziel ausgelobt worden, die wissenschaftliche Zusammenarbeit und Vernetzung sowie die Profilierung des Wissenschaftsraums Saar, Lothringen, Luxemburg, Rheinland-Pfalz, Wallonie, sowie der französisch- und deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens nach innen wie nach außen zu würdigen und zu verstärken. Er wird alle zwei Jahre im Rahmen der Ministerkonferenz der Großregion vergeben.
Klinische Forschung und bioinformatische Expertise
In dem ausgezeichneten Forschungsprojekt kommt grenzüberschreitendes wissenschaftliches Spezialwissen aus unterschiedlichen Forschungsdisziplinen zusammen, das nur gemeinsam für den medizinischen Fortschritt von Nutzen ist: Das Team um Rejko Krüger ist federführend bei der Realisierung der luxemburgischen Parkinson Studie „NCER-PD“, an der neben dem LCSB Wissenschaftler des Luxembourg Institute of Health (LIH), des Centre Hospitalier (CHL), der Integrated Biobank Luxembourg (IBBL) und dem Laboratoire National de Santé (LNS) beteiligt sind. In NCER-PD werden über lange Zeiträume hinweg Gewebeproben und Daten von Parkinson-Patienten sowie Vergleichsproben gesunder Patienten gesammelt und ausgewertet. Ziel ist es, die Früherkennung von Parkinson und die Behandlung der betroffenen Menschen zu verbessern.
Der ebenfalls ausgezeichnete Projektpartner im Saarland ist das Team um Prof. Andreas Keller. Keller ist Leiter der Arbeitsgruppe „Klinische Informatik“ an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes. Er will im Blut vorkommende Moleküle – die Biomarker – nutzen, um Krankheiten möglichst frühzeitig diagnostizieren zu können. „Gut geeignet dafür sind micro-RNAs“, sagt Keller: „Das sind kurze Abschnitte spezifischer Moleküle, die bei der Steuerung der Gene eine wichtige Rolle spielen.“
Biomarker für eine frühzeitige Diagnose
Der Anteil unterschiedlicher micro-RNAs im Blut ist abhängig vom Gesundheitsstatus eines Menschen. Letzteren kennen die Forscher des LCSB in Bezug auf die Entwicklung der Parkinson-Krankheit sehr genau. „Wir nehmen von unseren Patienten im Rahmen der jährlichen Studienuntersuchung regelmäßig Blutproben, die auch auf den Gehalt an micro-RNAs hin untersucht werden können“, sagt Krüger: „Bislang gibt es jedoch noch keinen Biomarker, der Auskunft über den Erkrankungszustand geben kann.“
Hier kommt Kellers Expertise ins Spiel: „Als klinische Bioinformatiker haben wir bereits für andere Krankheiten wie Krebs spezielle Computer-Programme entwickelt. Mit ihnen können wir diejenigen micro-RNAs aus der großen Gesamtmenge identifizieren, die das Aufkommen der Krankheit tatsächlich sicher anzeigen – und die deshalb diagnostisch von Bedeutung sein können.“
Genau diesen Ansatz haben sie jetzt im Rahmen der deutsch-luxemburgischen Zusammenarbeit auf die Parkinson-Krankheit übertragen – und können erste Erfolge nachweisen, so Andreas Keller: „Wir haben bereits einige vielversprechende micro-RNAs am Computer identifizieren können. Die weiteren Berechnungen werden den Kreis der möglichen Moleküle weiter verengen, die dann später tatsächlich als Biomarker in der klinischen Diagnostik zum Einsatz kommen können. Die entsprechenden Veröffentlichungen dazu stehen kurz bevor.“
„Wir freuen uns sehr, dass unser neuer interdisziplinärer Ansatz zur Entwicklung von Biomarkern für die Frühdiagnose bei Parkinson und die von uns nachgewiesene Machbarkeit mit dem interregionalen Wissenschaftspreis ausgezeichnet werden“, sagt Rejko Krüger abschließend: „Wir werden nun weiter intensiv daran arbeiten, dass unsere Forschung den Menschen in Klinik und ärztlicher Praxis schnellstmöglich zu Gute kommt.“
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