Der Hochsommer ist da und bringt Deutschland ins Schwitzen. Die Hitze macht vielen Menschen zu schaffen – besonders Älteren. „Ihre Körper reagieren oftmals viel extremer auf die hohen Temperaturen“, so Michael Schneider, Leitender Oberarzt des Zentrums für Altersmedizin in Potsdam. Wer im Alter den Sommer richtig genießen will, sollte deshalb ein paar Tipps beachten.
Weniger Wasser im Körper, geringeres Durstgefühl
Warum haben Senioren aber mit hohen Temperaturen so sehr zu kämpfen? Das hat zunächst einen physiologischen Grund: „Ältere Menschen haben deutlich weniger Wasser im Organismus, dafür etwas mehr Fett“, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG), Hans Jürgen Heppner. Außerdem hätten ältere Menschen von Haus aus ein geringeres Durstgefühl – warum das so ist, sei noch nicht abschließend erforscht, sagt Heppner.
Erschwerend hinzu komme, dass viele Senioren Medikamente nehmen, die zu einer erhöhten Ausscheidung von Flüssigkeit führen. Der Wassermangel kann den Blutkreislauf und die Versorgung, etwa des Gehirns, mit wichtigen Mineralien stören. So erklärt sich auch, dass viele dehydrierte Menschen verwirrt oder geistesabwesend wirken.
Viel Wasser bei Hitze trinken: Senioren hilft ein Trinkplan
Wasser ist das A und O bei Hitze – das gilt unabhängig vom Alter. Besonders für Senioren heißt es aufgrund ihres geringen Durstgefühls: Trinken, trinken und dann noch etwas trinken. Mindestens eineinhalb Liter empfiehlt Heppner daher an Hitzetagen zu trinken – zusätzlich zu dem was man zum Essen trinkt. „Am besten Mineralwasser, eine Brausetablette oder ein isotonisches Getränk.“ Allerdings ist dieser Wert nur Orientierung – individuell kann es auch mehr oder weniger sein. Das hängt davon ab, ob und wie sehr jemand körperlich aktiv ist. Nur unter einem Liter sollte die tägliche Trinkmenge nicht liegen, im Sommer sollte es aber ohnehin etwas mehr sein. Erste Anzeichen von Flüssigkeitsmangel sind Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme, gerade bei Älteren kommt oft Verwirrtheit hinzu.
Damit Ältere ihren Flüssigkeitsbedarf decken, sollten sie einen festen Trinkplan aufstellen. Wer mag, kann sich die Menge für den Tag zum Beispiel gleich morgens abfüllen und gut sichtbar in die Wohnung stellen. Oder man nimmt sich vor, zu jeder Mahlzeit mindestens ein Glas zu trinken. Schmecken darf das Getränk übrigens auch. Denn Wasser ist natürlich in der Regel die beste Wahl – nur ein wenig langweilig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät da zum Aufpeppen, mit Ingwer, Minze oder Orangenscheiben etwa. Sogar Saft ist nicht tabu, sagt Ingrid Dänschel aus dem Vorstand des Deutschen Hausärzteverbands, im Gegenteil: "Besser als Wasser kann eine Saftschorle aus einem Drittel Saft und zwei Dritteln Wasser sein. So nimmt man die Elektrolyte, die man beim Schwitzen verliert, wieder auf."
Doch Vorsicht: Zu viel Wasser ist irgendwann auch nicht mehr gut. Auch im Sommer sollte man nicht übertreiben. "Einfach unbegrenzt immer mehr zu trinken, ist irgendwann auch nicht mehr gut für das Herz", sagt Dänschel. Wer Herzprobleme hat, darf auch wiederum nicht zu viel trinken. "Spätestens wenn die Füße dick werden, sollte man damit aufhören und Rücksprache mit dem Hausarzt halten." Prof. Dietrich Andresen von der Deutschen Herzstiftung rät älteren Herzpatienten deshalb, die tägliche Trinkmenge mit dem behandelnden Arzt festzulegen.
Neuer Tagesrhythmus: Ältere sollten einen langen Mittagsschlaf machen
Mit dem Trinken allein ist es im Sommer aber noch nicht getan. „Irgendwann gibt es mehr Hitze, als man überhaupt trinken kann“, sagt Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA). Sie rät daher, zumindest im Hochsommer den Tagesrhythmus zu ändern – nach dem Vorbild südlicherer Länder. „Also relativ früh aufstehen, die Wohnung lüften und Dinge wie Einkaufen erledigen. Und dann wirklich schon um 11 Uhr die Fenster wieder schließen, die Wohnung abdunkeln und einen langen Mittagsschlaf machen.“
Der Schlaf wird damit zweigeteilt, auf den Nachmittag und die Nacht – gut und lange am Stück zu schlafen fällt bei hohen Temperaturen schließlich ohnehin schwer. Stattdessen sollte man dann ausnutzen, dass es lange hell bleibt, sagt Sowinski. „Am frühen Abend kann man dann wieder Dinge erledigen oder zum Beispiel Freunde treffen.“
Wer Schlafprobleme aufgrund der Hitze hat, sollte die Bettdecke aus dem Bezug nehmen und nur unter dem Bezug schlafen. Außerdem hilfreich: eine „Kühlflasche“. Dafür füllt man eine Wärmflasche mit Wasser und legt sie drei Stunden in den Kühlschrank. Danach wird sie am Fußende des Bettes verstaut.
Sonnencreme und Kopfbedeckung schützen geschädigte Hautstellen
Auch morgens und abends gilt allerdings: Nicht ohne Sonnenschutz aus dem Haus gehen. Eine Kopfbedeckung ist Pflicht, genau wie Sonnencreme. „Die Sonnenschäden aus der Kindheit oder Jugend kommen in vielen Fällen erst im Alter zu Tage“, sagt Dänschel. „Gerade diese geschädigten Hautstellen sollte man dann besonders schützen und mindestens mit Lichtschutzfaktor 30 eincremen.“ Wichtig außerdem, so die Ärztin: Stirn und Kopfhaut, vor allem bei Männern mit Glatze, sowie die Ohren. Denn gerade diese empfindlichen Stellen liegen teils voll in der Sonne, werden aber gerne vergessen.
Derart geschützt, spricht dann nichts gegen einen Ausflug in die Sonne – im Gegenteil. Denn da zeigt sich, dass der Sommer auch seine guten Seiten hat: „Die Sonne ist auch ein Therapeutikum. Licht und Wärme wirken sich positiv auf alle möglichen Körpervorgänge aus“, sagt Sowinski.
Im Garten arbeiten und einkaufen gehen: Im Sommer nicht überfordern
Grundsätzlich ist Bewegung hilfreich. Denn wer seinen Körper in Schwung hält, kommt mit der Hitze besser zurecht. Allerdings nutzt man für Gartenarbeiten oder für den Einkauf besser die kühleren Morgenstunden. Zur Mittagszeit sollten Senioren dagegen die Sonne unbedingt meiden. Wer aber Sorge hat, dass ihn die Einkäufe oder die Gartenarbeiten an heißen Tagen überfordern, sollte sich nicht scheuen, jemanden um Hilfe zu bitten. Das können Familienmitglieder oder Nachbarn sein.
Nährstoffreiche Ernährung an heißen Sommertagen besonders wichtig
Da an heißen Tagen auch der Elektrolythaushalt durcheinander geraten kann, rät Buchwald-Lancaster, Expertin für Altersmedizin im Städtischen Klinikum München, zu Gemüse- oder Fleischbrühe. Diese gleicht den Salzhaushalt wieder aus. Ansonsten empfiehlt es sich, vitaminreich, aber nicht zu schwer oder fettreich zu essen. Mehrere kleine Mahlzeiten belasten die Verdauung weniger.
Generell ist gesunde Ernährung, die Spaß macht, im Sommer leichter. „Es gibt eine große und bunte Auswahl an heimischem Obst und Gemüse – das ist nicht nur nachhaltiger, sondern häufig auch nährstoffreicher“, sagt DGE-Expertin Theresa Stachelscheid. „Denn bei Obst und Gemüse aus Übersee ist der Nährstoffgehalt durch die lange Lagerung und den Transport oft geringer.“
Verbrauchen sollte man Obst und Gemüse allerdings zügig – und Fleisch und Wurst sowie andere Kühlschrank-Produkte erst recht. Denn was verderben kann, verdirbt im Sommer umso schneller. Die Folge sind dann zum Beispiel Durchfallerkrankungen, „die im Sommer deutlich dramatischer verlaufen können“, wie Dänschel warnt.
Bild und Text: RND/dpa/bk