Ein Jahr Pandemie im DRK Sozialzentrum

Normalität und  Alltag trotz der Krise 

Gemeinsames Kochen

Mia Bestle (92) und Liesel Merten (90) schälen Kartoffeln. Sie tun dies gerne, weil es eine sinnvolle Alltagsbeschäftigung in ihrem Zuhause ist. Ihr Zuhause ist das Seniorenhaus im DRK Sozialzentrum Am Markt in Dudweiler. Normalität im Alltag einer Pflegeeinrichtung gibt es auch in Zeiten der Pandemie. Von den Bewohnern wird die Pandemie nur am Rande wahrgenommen. Auch ein Jahr nach Beginn der Krise ist es für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen oberstes Gebot, sicherzustellen, dass die Bewohner einen geregelten Alltag haben und sich wohlfühlen. Auch Maria Feil (86) und Werner Hauch (81) helfen beim Kartoffeln schälen. Schließlich werden für die 42 Bewohner zehn Kilo der Knolle benötigt, damit alle satt werden. Es gibt Bratkartoffeln, Hähnchen und Salat zu Mittag. Gutes Essen hat in der saarländischen Einrichtung einen hohen Stellenwert.

"Essen hält Leib und Seele zusammen", weiß Hildegard Rothfuchs (94), die ebenfalls beim Kochen hilft. Die vollstationäre Einrichtung in Dudweiler ist gut und auch durchaus mit positiven Erfahrungen durch die Krise gekommen. Keine Infektionen, alle sind geimpft und jetzt testet man unentwegt. Niemand darf das Haus betreten, ohne vorher getestet zu sein. Auch der Sohn von Mia Bestle, Guido Bestle, ist heute im Haus. Ein Besuch gehe zwar nicht spontan und nicht auf dem Zimmer, aber durchaus regelmäßig, sagt Bestle. Man habe die Einschränkungen der Besuche mit erweiterter sozialer Betreuung aufgefangen, habe eine Reihe weiterer kreativer Angebote geschaffen, erklärt Theo Schwarz, Geschäftsführer der DRK Saarland Trägergesellschaft für soziale Einrichtungen mbh. Man habe vieles möglich gemacht, um eine Normalität aufrecht zu erhalten. Denn gerade gravierende Veränderungen im Alltag bedeuten für alte Menschen eine große Belastung, weiß er.

Positiv sei auch der die Entwicklung der Digitalisierung in der Pandemie, sagt Schwarz. Corona führe dazu, dass Smartphones aufgerüstet, Kommunikation mit Tablets und Notebooks standardisiert werden konnten. Die computer- und netzgestützte Automatisierung hat Einzug in die Alltagswelt des Pflegemanagements gefunden. Überhaupt hat das Team im DRK Sozialzentrum sich vieles einfallen lassen: Es wurden Gottesdienste, die bisher im Haus stattfanden, im Innenhof gefeiert. Pastor Heiko Poersch, der evangelische Geistliche erzählt von Gottesdiensten, an denen die Bewohner vom Balkon aus beten konnten. Ein besonderer Höhepunkt der Festlichkeiten während der Krise: Die BigBand der Polizei hatte mit einem Balkonkonzert brilliert. Auch Grillfeste wurden an sonnigen Tagen - natürlich mit Abstand - gefeiert. An allen kirchlichen Feiertagen gab es themenbezogene Feiern. "Soziale Betreuung ist eine Kernaufgabe in unserer Einrichtung", sagt DRK Geschäftsführer Martin Erbelding. Ein hohes Maß an Empathie sei die Grundlage für ein Klima der Geborgenheit. Auch wenn der Besuch von Angehörigen eingeschränkt ist, solle sich im DRK-Sozialzentrum niemand einsam fühlen, sagt Erbelding weiter. Das sieht auch die verantwortliche Pflegefachkraft Sandra Strassel so. Man gehe diszipliniert und rücksichtsvoll miteinander um. "Die Hausgemeinschaft ist in der Krise enger geworden", sagt Strassel. Am Ende der Kochrunde gab es von Hildegard Rothfuchs einen Gruß aus der Bastelstube mit auf den Weg: Ein Rotkehlchen aus Papier - das Vögelchen des Jahres - wurde mit Freude verschenkt.