SZ berichtet: Kooperation mit örtlichen Ärzten klappt

Wolfgang Degott, SZ-Reporter berichtet  

Gersheim (ott) „Der Aufbau neuer Team- und Kommunikationsstrukturen zwischen den lokal vor Ort ansässigen Ärzten und dem Pflegeheim erwies sich im Projekt während der Pandemie zwar als Herausforderung, hat in Gersheim aber für eine schnelle und optimierte Kommunikation gesorgt,“ bilanzierte Theo Schwarz, Geschäftsführer der DRK Saarland-Trägergesellschaft und Leiter der DRK-Seniorenresidenz Gersheim. 

Seit Juli 2019 nimmt die Einrichtung, die sich damals beworben und als einzige im Saarpfalz-Kreis auch den Zuschlag bekommen hat, am auf drei Jahre ausgelegten Innovationsfonds-Projekt SaarPHIR (Saarländische Pflegeheimversorgung Integriert Regelhaft) teil. Mit dabei sind im Saarland noch weitere, jeweils eine oder zwei pro Landkreis. Es ist vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit rund 5,5 Millionen Euro ausgestattet. Die Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung zu verbessern ist dabei das vorrangige Ziel. Schwarz erwähnte in der im Café Henry der Senioreneinrichtung stattgefundenen Pressekonferenz, dass sich die intensive Zusammenarbeit sowohl auf die praktische pflegerische und sozialbetreuerische Arbeit der Mitarbeiter als auch auf die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Bewohner sehr positiv auswirkt.  

Es habe sich insbesondere, während der Zugangsbeschränkungen in der Krise bewährt. Seit dem Start des Heimes vor 16 Jahren funktioniere die Kooperation mit den örtlichen Medizinern, deren Praxen in Sichtweite liegen, sehr gut. Das Vorhaben SaarPHIR besitzt jedoch einen ganz wichtigen Mehrwert. Es wird ausführlich dokumentiert und wissenschaftlich evaluiert. Dr. Germann Becker, seit vier Jahrzehnten praktischer Arzt in Gersheim und seit Anbeginn des Heimes ein wichtiger Partner: „Durch den wissenschaftlichen Ablauf möchten wir nachweisen, dass es möglich ist, sowohl die Versorgung der Patienten zu verbessern und den Gesamtablauf wirtschaftlicher zu gestalten“. Ein wichtiges Instrument neben den regelmäßig stattfindenden Besprechungen der Teammitglieder, Ärzte und Pflegekräfte, ist die Freitags-Visite. Mit ihr werde erreicht, dass am Wochenende nur im Notfall der Notarzt gerufen werden muss. Tanja Kempf, Koordinatorin in der Seniorenresidenz, ergänzte, dass auch während der Woche jeweils ein SaarPHIR-Arzt von 18 bis 21 Uhr, wo die Praxen normalerweise schon geschlossen haben, Bereitschaft habe und somit sofort erreichbar sei. Den Dienst teilen sich neben Dr. Becker auch Jürgen Berning, Marina Schwendisch und Dr. Jürgen Ziegler. Zudem steht in unmittelbarer Nachbarschaft die Zahnärztin Anna Sehmer zur Betreuung zur Verfügung. 

Der enge Kontakt und die schnelle Erreichbarkeit habe schon vielfach ermöglicht, dass „Vor Ort“ diagnostiziert, medizinische Schritte eingeleitet, damit Krankenhauseinlieferungen oder der Besuch eines Facharztes überflüssig wurden.

Den Gersheimer Bewohnern in der Einrichtung, zumeist demenzkrank, blieben mehrstündige Fahrten und Behandlungen erspart. Angelaufen sei auch eine Arzneimittel-Optimierung und -Therapiesicherheit, so Schwarz. Damit könne erreicht werden, dass beispielsweise Medikamente korrekt dosiert, optimal ausgewählt und mögliche Folgen von Nebenwirkungen beim Einsatz beachtet werden können. Bei den SaarPHIR-Diskussionen  in der Einrichtung wurde die Schaffung einer „Präsenzmedikation“ thematisiert. Mit ihr soll Medikamentenverbrauch reduziert werden. Die notwendigen Arzneien sind in der Einrichtung verfügbar und im Bedarfsfall nach ärztlicher Verordnung ohne Umweg über Apotheken verabreichbar. „Die Einrichtung einer Präsenzmedikation könnte zu einer Verbesserung der Versorgung der Patienten führen. Sie kann zu Zeitersparnis bei den Pflegekräften führen und könnte Modellcharakter für das Saarland haben,“ so Schwarz. Die Leitungsgruppe werde sich dafür noch die Meinung der saarländischen Ärztekammer, der saarländischen Apothekenkammer und der Heimaufsicht einholen. Alle waren sich bei der Zusammenkunft einig, dass das „Modell SaarPHIR“ mit seinen positiven Erkenntnissen geeignet sei, künftig im Regelbetrieb von Ärzten und Heimen integriert zu werden. 

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Das Innovationsfondprojekt SaarPHIR fallt in der DRK-Seniorenresidenz Gersheim auf fruchtbaren Boden. Alle sind zufrieden. Zu ihnen gehören (stehend von links) DRK-Seniorenresidenz-Leiter und DRK-Geschäftsführer Theo Schwarz, Koordinatorin Tanja Kempf, Pflegerin Catrin Müller, Dr. Germann Becker, Pflegedienstleiterin Jacqueline Weigand mit den Bewohnern Anita Weinmann und Alfred Dreckmann. Foto: Wolfgang Degott